Die Hausarztpraxis in Vinn - Diabetes mellitus

Diabetes mellitus

Unter Diabetes mellitus versteht man Erkrankungen des Zuckerstoffwechsels. Die Schlüsselrolle für diese Erkrankungen spielt das Hormon Insulin, weil es von vielen Körperzellen benötigt wird, um den im Blut vorhandenen Zucker in die Zelle zu transportieren, damit die Zelle den Zucker auch als Brennstoff nutzen kann.

Es gibt viele verschiedene Untertypen des Diabetes mellitus, denen gemeinsam ist, dass nicht genug Insulin vorhanden ist, damit die Zellen die benötigte Menge an Zucker aus dem Blut holen können. Um aber die hauptsächlichen Therapieansätze zu verstehen, reicht eine grobe Einteilung in „absoluten Insulinmangel” und in „relativen Insulinmangel”.

Der sogenannte „Typ 1 Diabetes” ist zum Beispiel gekennzeichnet durch einen „absoluten Insulinmangel”. Er betrifft vor allem Kinder und junge Leute, bei denen aus bislang nicht abschließend geklärter Ursache der Körper die eigenen Insulin-produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Der Erkrankungsbeginn ist meistens sehr akut, weshalb aber zum Zeitpunkt der Diagnosestellung auch noch keine Folgeschäden bestehen. Da dem Körper das Insulin ja vollständig fehlt, muss ein Typ 1 Diabetes mit Insulin behandelt werden.

Beim „relativen Insulinmangel” (z.B. „Diabetes Typ 2”) produziert der Körper noch selbst Insulin, aber es kommt (salopp gesagt) zu einer zunehmenden „Verfettung” der Insulinrezeptoren, d.h. der Körper muss immer mehr Insulin produzieren, damit es seine Wirkung tut. Man hat deswegen mehr Therapieansätze als beim absoluten Insulinmangel: Man kann durch Gewichtsabnahme und Sport (oder bestimmte Medikamente) versuchen, die Verfettung der Rezeptoren zu beseitigen. Oft kann man mit Sport und Gewichtsabnahme den Beginn einer medikamentösen Therapie herausschieben, aber man muss sehr gut auf sich achten. Ein anderer Ansatz ist, mit Tabletten den Körper zur vermehrten Insulinproduktion anzutreiben. Es kann jedoch bei längerem Krankheitsverlauf dazu kommen, dass die Bauchspeicheldrüse irgendwann „ausbrennt” und es dann zu einem absoluten Insulinmangel kommt, weshalb man dann auch auf Insulin umsteigen muss. Trotzdem ist es weiterhin sinnvoll, auf sein Gewicht zu achten, weil auch das gespritzte Insulin auf verfettete Rezeptoren schlechter wirkt als auf nicht verfettete, man kann also Insulin „sparen”. Das ist auch sinnvoll, da Insulin selbst wiederum Hunger machen kann und damit in einen Teufelskreis aus „Verfettung” → mehr Insulin → Gewichtszunahme → weitere „Verfettung”, etc. führen kann.

Die Schäden, die durch einen schlecht eingestellten Diabetes entstehen, sind für alle Diabetesformen dieselben: Durch die hohen Zuckerwerte im Blut (das Blut kann ja ohne Insulin nicht in die Zellen) „karamellisieren” bzw. „verkleben” einige Organe, z.B. die Netzhaut im Auge, die Filter in der Niere (was leider zunehmend die Ursache einer Dialysebehandlung sein kann wird) oder auch die Nerven, weshalb es zum Beispiel zu schweren Wundheilungsstörungen an den Füßen kommen kann. Man macht sich dieses „Karamellisieren” zunutze, wenn man den „Langzeitzuckerwert” bestimmt, den sogenannten HbA1c: Bei diesem Wert handelt es sich um eine Unterform des roten Blutfarbstoffs, die je nach durchschnittlichem Blutzuckerwert der letzten 6 Wochen unterschiedlich stark karamellisiert ist und damit einen guten Gesamtüberblick über die letzten 6 Wochen gibt.

Man kann den Blutzucker natürlich auch direkt messen, aber Einzelmessungen sind nur begrenzt aussagekräftig, vor allem, weil es auch auf den Messzeitpunkt ankommt (z.B. zu schnell nach dem Essen).

Generell gilt: Ein zu hoher Blutzuckerspiegel ist meistens kurzfristig tolerabel, verursacht aber, wenn er fortbesteht, Schäden.

Ein zu niedriger Blutzuckerspiegel („Hypoglykämie”) wiederum kann sehr schnell akut bedrohlich werden. Zu Unterzuckerungen kommt es meistens, wenn man mehr Insulin gespritzt hat, als für das Essen und den aktuellen Blutzucker erforderlich ist. Das Problem ist, dass man sich vielleicht nicht mehr selbst helfen kann, da eine Unterzuckerung zur Bewusstlosigkeit führen kann. Deswegen ist es wichtig, dass man als Diabetiker, der Insulin spritzt, vorher gut geschult wird und weiß, auf welche Körpersignale man achten muss.

Was man in den Schulungen auch lernt, ist, worauf man bei seiner Ernährung achten sollte. Die „Diabetikerlebensmittel” waren immer eine furchtbare Kundentäuschung, die jetzt glücklicherweise abgeschafft wurde. Man sollte als Diabetiker darauf achten, möglichst komplexe Kohlenhydrate (z.B. Vollkornbrot, Vollkorn-Nudeln, etc.) zu sich zu nehmen, da die vom Körper nicht so schnell aufgenommen werden und deswegen keine extrem hohen Blutzuckerspitzen machen. Glücklicherweise gibt es inzwischen schon einige sehr leckere Kochbücher mit Rezepten, die für Diabetiker geeignet sind und auch wirklich gut schmecken (früher wurde ja immer nur darauf rumgeritten, was Diabetiker angeblich alles nicht dürfen − heute redet man z.B. vom „Schlemmen wie ein Diabetiker”). Grade beim beginnenden Diabetes mellitus kann es auch sinnvoll sein, sich nach dem von Dr. D. Pape („Schlank im Schlaf”) entwickelten Ernährungskonzept zu ernähren, da sich durch diese Form der „Insulin-Trennkost” einerseits gut abnehmen und das Gewicht halten lässt, andererseits die Bauchspeicheldrüse entlastet wird, so dass zu hoffen ist, damit den Beginn einer medikamentösen Therapie möglichst weit herauszuschieben.

Sehr wichtig ist mir auch, dass man trotz Diabetes mellitus sportlich aktiv bleibt − im Grunde genommen sollte man gerade WEGEN seiner Diabeteserkrankung aktiv bleiben bzw. werden! Die Blutzuckeraufnahme in die Muskeln ist teilweise insulinunabhängig, so dass man damit seinen Blutzucker positiv beeinflussen kann, ohne Insulin spritzen zu müssen und man bekämpft die „Verfettung” der Insulinrezeptoren. Wenn Sie Diabetiker sind und sportlich aktiv(er) werden möchten, sprechen Sie mich bitte an, dann besprechen wir im Detail, worauf Sie achten sollten.